Hintere Außenansicht des D2 Gebäudes

Schutzschild Gemeinwesenarbeit?

Über Wirkungen und Wert von Gemeinwesenprojekten in Wien angesichts der Covid-19 Krise, gefördert durch den Jubiläumsfonds der Stadt Wien

Ziel der vorliegenden Studie war es, den Zusammenhang von sozialem Kapital, Projekten der Gemeinwesenarbeit und der Resilienz in Krisenzeiten zu untersuchen. Konkret sollte ermittelt werden, welche Strukturen durch Gemeinwesenprojekte geschaffen oder gestärkt werden, die im Kontext der Covid-19-Krise positiv gewirkt haben und welche Aktivitäten für relevante Stakeholder in dieser Krisensituation besonders von Vorteil sind. Um diesen Fragestellungen nachzugehen, wurde ein konkretes Projekt der Caritas Stadtteilarbeit als Untersuchungsgegenstand ausgewählt – die „Grätzeleltern“.

Im Rahmen der Erhebungen zeigte sich eine Vielzahl an Wirkungen, welche im Projekt "Grätzeleltern", aber auch in anderen Projekten der Stadtteilarbeit entstehen. Im Normalzustand sind dies etwa ein verbesserter Zugang zum (Hilfs)System und eine Wissenserweiterung für Haushalte und Bewohner:innen, oder auch eine Erweiterung des sozialen Netzwerks - sowohl für Haushalte und Bewohner:innen, als auch für Freiwillige und weitere relevante Stakeholder wie etwa Beratungsstellen, Behörden und städtische Institutionen. Während der Covid-19-Krise waren Wirkungen beispielsweise der Abbau von Ängsten sowie eine erhöhte Akzeptanz von behördlichen Maßnahmen bei Haushalten und Bewohner:innen, aber auch die Aufrechterhaltung des sozialen Netzes, was zu einer besseren Bewältigung der Ausgangseinschränkungen bei den Bewohner:innen und zu erleichterten Kooperationen bei Beratungsstellen und Behörden beigetragen hat.

Zudem konnte aufgezeigt werden, dass ein Versicherungseffekt in unterschiedlicher Weise durch Aktivitäten der Gemeinwesenarbeit entsteht und dieser zur leichteren Bewältigung einer Krise beiträgt. Vor allem sind dies Aktivitäten und Wirkungen im Bereich der Beziehungsarbeit, des Vertrauensaufbaus, aber auch Netzwerkarbeit und regelmäßiger Kontakt, welche als eine Art Versicherungseffekt für Krisensituationen bezeichnet werden können. Durch sie wird es möglich, dass Unterstützung auch während einer Krise angeboten werden kann, diese angenommen wird und auf diese Weise ein Mehrwert für die Betroffenen und weitere Stakeholder entsteht. Dies gilt sowohl für das Projekt „Grätzeleltern“ als auch für andere Projekte der Stadtteilarbeit.

Der Aufbau von Kapazitäten, Sozialkapital, Wissen, Strukturen und Bewältigungsstrategien, die im Normalzustand nicht (voll) ausgenützt werden, ist als Versicherungseffekt bzw. Schutzschild für Krisenzeiten ist in vielerlei Hinsicht relevant. Damit wird Kapazität aufgebaut, die im Ernstfall abgerufen werden kann. Diese Kapazität dient als eine Art Schutzschild für unterschiedliche Arten von Krisen bzw. besonders herausfordernde – persönliche wie organisationale – Situationen. Der Versicherungseffekt, also das Ermöglichen oder Verstärken von Wirkungen in einer Krisensituation, sollte zudem zukünftig verstärkt in Wirkungsanalysen jeder Art berücksichtigt werden.

Den Flyer zu den Grätzeleltern findet man hier.

Schutzschild Gemeinwesenarbeit?

Über Wirkungen und Wert von Gemeinwesenprojekten in Wien angesichts der Covid-19-Krise am Beispiel des Projekts „Grätzeleltern“ der Caritas Wien

Schutzschild Gemeinwesen - womit haben wir uns in der Studie beschäftigt?
Video Projekt Schutzschild kurz erklärt

Projekt Schutzschild kurz erklärt

In diesem Video erzählen Christian Grünhaus und Anna Herzog (bis Juni 2021 Researcherin am NPO Kompetenzzentrum), was wir bei dieser Studie herausgefunden haben.

Kontakt
Mag.Dr.rer.soc.oec. Christian Grünhaus

Christian Grünhaus

(ehm. Schober) Wissenschaftlicher Leiter, Senior Researcher
Aufgaben: Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Evaluation, SROI-Analysen, Finanzierung, Spendenverhalten, Arbeitszufriedenheit und Motivation, Altenpflege und –betreuung, Menschen mit Behinderung bzw. Barrierefreiheit