Ein Jahr Krieg in der Ukraine: Caritas OÖ zieht Hilfs-Bilanz

Nur wenige Stunden nach der Kriegserklärung am 24. Februar 2022 durch den russischen Präsidenten, tagte erstmals der Ukraine-Krisenstab der Caritas OÖ, um die nötigen Nothilfe-Aktionen zu koordinieren. Seither sind knapp 3.000 Vertriebene von den Mitarbeiter*innen der Caritas OÖ und vielen freiwilligen Helfer*innen betreut worden. Seit Mitte 2022 erleichtern verschiedene neue Begleitangebote für Ukrainer*innen die Integration in Oberösterreich. 

„Durch die enorm große Hilfsbereitschaft in der Gesellschaft und die gute Zusammenarbeit mit den öffentlichen Stellen ist es uns gelungen, innerhalb kürzester Zeit nach Kriegsausbruch die nötigen Hilfsangebote aufzustellen. Ich danke allen Spender*innen und freiwilligen Helfer*innen von ganzem Herzen für die Solidarität“, erklärt Franz Kehrer, Direktor der Caritas OÖ. „Unsere Hilfe vor Ort und die Unterstützung der Vertriebenen ist aufgrund der weiteren Eskalation dieser humanitären Katastrophe leider dringender denn je.“

In den ersten Tagen nach Kriegsausbruch kamen zwar noch keine Ukrainer*innen in Oberösterreich an, aber die Telefone bei der Caritas OÖ liefen trotzdem heiß. Aus der Bevölkerung kamen zahlreiche Hilfsangebote bezüglich Wohnraum und Sachspenden, die es zu koordinieren galt. Mitte März eröffnete die Caritas OÖ im Auftrag des Landes Oberösterreich am Linzer Bahnhof den „Help-Point“, um ukrainischen Flüchtlingen erste Auskünfte, Orientierung und Zuspruch zu geben. Bei Bedarf leisteten die Caritas-Mitarbeiter*innen auch Hilfe bei der Registrierung bei der Polizei. Die Menschen wurden mit Getränken und Snacks versorgt. Viele Freiwillige unterstützten dabei, beispielsweise mit Übersetzungs-Diensten.

Im Auftrag des Landes überprüften die Caritas-Mitarbeiter*innen mehr als 2000 private Wohnraumangebote. So konnten innerhalb kürzester Zeit tausende Wohnplätze zur Vermittlung freigegeben werden. Durch das Privatquartier-System gab es zwar schnell Wohnplätze, allerdings gab es einen Haken: Die Beratungs- und Unterstützungsleistungen, die sonst die Hilfsorganisationen bei organisierten Quartieren leisten, waren nicht vorhanden. Das führte mancherorts zu Unzufriedenheit und Überforderung bei den privaten Quartiergeber*innen. „Nachdem wir anfangs eine telefonische Unterstützung durch freiwillige Mitarbeiter*innen angeboten haben, erhielten wir im Anschluss vom Land OÖ den Auftrag, eine entsprechende Hotline für Quartiergeber*innen aufzumachen, um ihnen neben der Vermittlung des Wohnraumes auch mit Beratung zur Seite zu stehen“, erklärt Lisa Steinkogler, Leiterin der Caritas-Flüchtlingshilfe. Aufgrund der großen Zahl der geflüchteten Menschen, kam es beim Land OÖ zu Verzögerungen bei der Auszahlung der Grundversorgung. Um die Not der Menschen zu lindern, wurden an die Vertriebenen Lebensmittelgutscheine und Lebensmittelpakete ausgegeben. Bis Ende April konnte die Caritas in Oberösterreich dank vieler Spender*innen rund 650 Familien (1.141 Erwachsene und 767 Kinder) mit rund 60.000 Euro in Form von Gutscheinen unterstützen. Zusätzlich wurden an rund 2000 Menschen Lebensmittel, Hygieneartikel und Kleidung ausgegeben.

Integrationsangebote

In den Caritas-Lerncafés und in der Lernbegleitung  wurden 90 zusätzliche Plätze für ukrainische Kinder geschaffen, im Integrationszentrum Paraplü in Steyr wurden 250 Ukrainer*innen beraten und in der Kreativ-Werkstatt Oberneukirchen treffen sich rund 30 Frauen, um künstlerisch zu arbeiten, Deutsch zu lernen und eine Basis für den Einstieg ins Berufsleben zu finden.

Gemeinsam mit dem Verein Ukrainische Community in OÖ, Point of Ukraine, betreibt die Caritas im ehemaligen Südbahnhof-Gebäude in Linz ein Begegnungszentrum, wo bei den offenen Treffs rund 200 Vertriebene aus der Ukraine Beratung, Unterstützung und Austauschmöglichkeiten finden. 90 Erwachsene besuchen die dort angebotenen Deutschkurs und 140 Kindern sind in der Lernbegleitung und Deutschförderung. Das Zentrum wird von der Integrationsstelle des Landes OÖ mitfinanziert. In dem von Bund und Land OÖ finanzierten Projekt „IVO“ werden aktuell 170 kriegsvertriebene Menschen aus der Ukraine beim Start in ein eigenständiges Leben in Österreich beraten. In den Bezirken Steyr, Steyr-Land, Kirchdorf, Wels, Wels-Land, Eferding, Grieskirchen, Ried, Schärding, Urfahr-Umgebung und Linz wird das Projekt von der Caritas geführt, in den anderen Bezirken Oberösterreichs von der Volkshilfe.

So hilft die Caritas in der Ukraine

Dank vieler Spenden auch aus Oberösterreich konnten die Mitarbeiter*innen der lokalen Caritas-Organisationen in der Ukraine bis dato Nothilfe für knapp 4 Millionen Menschen leisten. Aus Österreich sind insgesamt 59 Transporte mit 545 Tonnen Hilfsgütern angekommen. Lebensmittel, Babynahrung, Heizmaterial und Hygieneartikel wurden verteilt, Caritas-Unterkünfte und -Schulen wurden zu Aufnahmezentren für Binnenvertriebene umfunktioniert. Die hunderten lokalen Caritas-Mitarbeiter*innen in der Ukraine passen die humanitäre Hilfe laufend an den Bedarf an. Zusätzlich haben die Hilfsmaßnamen der Caritas seit Kriegsbeginn mehr als 436.000 geflüchtete Menschen in den Nachbarländern der Ukraine erreicht.

Hier können Sie die Nothilfe der Ukraine unterstützen: www.caritas-ooe.at/ukraine