„In der Blindengruppe werden wir am seltensten verwechselt“

Obwohl die Zwillinge Felix und Jonas Fuchs (19) aus Leonding wie ein Ei dem anderen gleichen, werden sie an ihrer Zivildienst-Einsatzstelle im Hort der Caritas im Kompetenzzentrum für Hör- und Sehbildung in Linz von den beeinträchtigen Kindern nie verwechselt. Den Caritas-Kolleg*innen passiert es hingegen häufiger.

Seit ihrem Kindergarten machen die Zwillingsbrüder Felix und Jonas Fuchs alles gemeinsam. Für sie war es deshalb auch klar, dass sie sich gemeinsam bei der Caritas um die zwei ausgeschriebenen Stellen im Hort des Kompetenzzentrums für Hör- und Sehbildung bewerben würden: „Wir sind gerne beisammen. Es ist viel effizienter, Dinge gemeinsam zu machen – noch dazu, wenn man sich schon so lange kennt wie wir.“ Beide schätzen die Abwechslung, die der Einsatz mit sich bringt. Ein Teil davon sind Büroarbeiten und Postdienste. Beide bringen auch ihre persönlichen Stärken in das Caritas-Team mit ein: „Wir unterstützen auch manchmal bei IT-Problemen, da kennen wir uns schon ganz gut aus, weil wir im Network-Zweig im Realgymnasium waren.“

Am meisten Spaß macht ihnen die Begleitung der Kinder und Jugendlichen im Hort. Jonas arbeitet in einer Gruppe mit hörbeeinträchtigen Kindern, Felix mit blinden- oder sehbeeinträchtigten Kindern sowie in einer Gruppe mit mehrfachbeeinträchtigten Kindern, für die es fast immer eine Einzelbetreuung braucht. Als Vorbereitung haben beide Kurse für Brailleschrift und Gebärdensprache gemacht: „Das Gebärden ist auch privat nützlich, beispielsweise in der Disco.“

Im Hort sind die Brüder immer wieder fasziniert, wie die beeinträchtigten Kinder die Welt wahrnehmen: „In der Blindengruppe werden wir am seltensten verwechselt, was vermutlich an der Stimme und am Parfum liegt.“ Neben der Unterstützung bei den Hausübungen und der Essensausgabe liegt der Fokus ihrer Tätigkeit auf dem Spielen und Reden mit den Kindern. „Als Zivi sagt man immer ja, wenn jemand Fußball spielen möchte. Wir haben Zeit, darum sind wir auch so beliebt“, schmunzelt Felix. Weil zwischen Zivis und manchen Jugendlichen nur wenige Jahre Altersunterschied sind, kennen sie dieselben Videospiele, Filme, Serien und Musik wie die Kinder und Jugendlichen. Dadurch stehen sie ganz hoch im Kurs bei den Kids. „Das erste, was ich oft höre, wenn die Kinder in den Hort kommen ist: ‚Darf ich heute mit Felix die Hausübung machen?‘“ Die Brüder finden es schön, dass sich die Kinder so auf sie freuen. Schwerer fällt es ihnen hingegen zu erklären, dass sie nur 9 Monate da sind. Die Erfahrungen, die sie hier bei den Kindern gemacht haben, werden sie ihr Leben lang begleiten. Dafür sind sie dankbar – wie zum Beispiel für die Sensibilisierung in der Blindengruppe, sofort alle Sessel wieder zum Tisch zu stellen, damit niemand stolpert. Oder die Herausforderungen, für blinde Menschen Dinge zu beschreiben, die man noch nie beschrieben hat und wofür man auch keine bildhaften Vergleiche heranziehen kann, weil diese ja noch nie gesehen worden sind.

Was ein Zivildiener ihrer Ansicht nach mitbringen sollte, ist Offenheit gegenüber Menschen, beziehungsweise Kindern. „Und man sollte auch so genial autofahren können wie wir“, scherzt Jonas.

Hortleiter Herbert Zauner schätzt den Einsatz der Zivildiener sehr: „Der Wert der Zivildiener in unserer Einrichtung für sinnesbeeinträchtigte Kinder liegt darin, dass sie Unterstützung für die Pädagog*innen in der Betreuung und pädagogischen Begleitung bieten, die Bedürfnisse der Kinder erkennen und darauf eingehen können. Sie sind ein wichtiger Teil der Gemeinschaft in einer Hortgruppe und im gesamten Team des Hauses.“

Vielfältige Einsatzbereiche in der Caritas

Die Einsatzbereiche für Zivildiener in der Caritas sind vielfältig. Oberösterreichweit sind Zivildiener bei der Caritas in Seniorenwohnhäusern, bei den Mobilen Pflegediensten, in Obdachloseneinrichtungen wie der Wärmestube, dem „Haus für Mutter und Kind“, im Hartlauerhof in Asten, in Einrichtungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Beeinträchtigungen, der Flüchtlingshilfe, der Sachspenden-Abteilung oder in der Wohngemeinschaft für Haftentlassene in Wels und in der Sozialberatung tätig. Die Zivildiener werden begleitet und ins Team eingebunden. Es gibt die Möglichkeit, sich weiterzubilden, in allen Einsatzbereichen gelten 37 Stunden pro Woche.

Um eine Einsatzstelle zu finden, die den persönlichen Interessen entspricht, ist es sinnvoll, so bald als möglich selbst aktiv zu werden. Es besteht auch die Möglichkeit, vorab in einer Caritas-Einrichtung zu schnuppern. Informationen über die aktuellen freien Stellen gibt es auf www.caritas-ooe.at/zivildienst

Die Caritas sucht laufend Zivildiener für mehr als 30 Einsatzstellen in ganz Oberösterreich. Anmeldungen sind ab sofort möglich. Der Eintritt ist im April, Juli, Oktober und Jänner möglich. Nähere Informationen unter 0732/7610 2078 oder www.caritas-ooe.at/zivildienst