Sozialer „Klimaschutz“ gehört auf Agenda

Gastkommentar in den OOE Nachrichten von Franz Kehrer, MAS, Direktor der Caritas OÖ am 6. Oktober 2021

Für die Verhandlungen zur Bildung einer neuen Landesregierung wurden als drei zentrale Themen die Pandemie-Bekämpfung, der Industriestandort und der Klimaschutz definiert. Auf der verlautbarten Agenda sind aber wichtige Zukunftsthemen für unser Land – wie  Soziale Anliegen mit Blick auf das solidarische Miteinander nicht adressiert. Diese  sind aber grundlegend, um als Gesellschaft zukunftsfähig zu sein. Es liegt eine hohe Anspannung in der Luft über die Frage, wie wir als Gesellschaft den demographischen Wandel, die Diskrepanzen beim allgegenwärtigen Arbeitskräftemangel und einer hohen Zahl an Langzeitarbeitslosen, die Integration etc. in Zukunft  bewältigen. Nur wenn hier glaubwürdige Überlegungen benannt werden, macht das den Menschen Mut für die Zukunft. Davon profitiert nicht zuletzt wiederrum der Wirtschaftsstandort.

Jetzt muss es darum gehen, weiterhin an einem guten gesellschaftlichen Klima des Zusammenhalts zu arbeiten. Der „soziale Klimaschutz“ ist als ebenso zentral für unsere Zukunft zu betrachten, wie der ökologische. Denn nur in einem Klima des Miteinanders, in dem auf alle geschaut wird und sich niemand „abgehängt“ und ausgegrenzt fühlen muss, kann eine Grundstimmung wachsen, die unser Land weiterbringt. Die Motivation, sich für das Gesamte einzubringen und zu engagieren, steigt dann, wenn man sich an- und mitgenommen fühlt, wenn Chancen eröffnet werden. „Soziale Luftverschmutzung“, wie das Schüren von Feindbildern und Abstempeln von Menschen zu Leistungsverweigerern oder Sozialschmarotzern, hilft uns nicht weiter.

Wie beim Klimaschutz für unsere Umwelt ist beim sozialen Klimaschutz nicht nur die Politik gefordert. Wir alle zusammen müssen durch unser Tun und unsere Haltung dazu beitragen. Die Politiker*innen als unsere gewählten Vertreter*innen haben aber den Auftrag, voran zu gehen und die Weichen dafür zu stellen. Menschlichkeit und Zusammenhalt brauchen wir für eine gute Zukunft wie den Sauerstoff zum Atmen. Wenn wir nicht darauf schauen, dass genügend davon in unserer Gesellschaft vorhanden ist, geht uns bald allen miteinander die Luft aus.