Franz Boubenicek (Mitte) mit den beiden Bewohnern und St. Pius Urgesteinen Harald Weißengruber (li.) Hermann Nöhammer.

Wie ein Caritas-Mitarbeiter auf Nelson Mandela traf

Franz Boubenicek (54), vielen bekannt als Wirt von Spaching, arbeitet seit mehr als 30 Jahren am Caritas-Standort St. Pius, wo er Menschen mit Beeinträchtigung unterstützt und begleitet. Finanziell gesehen „müsste“ er die Arbeit längst nicht mehr machen. Doch hält ihn die Liebe zum Beruf und die Beziehung zu den Menschen in St. Pius.

Es war noch die Zeit des Eisernen Vorhangs und von Formel 1-Weltmeister Ayrton Senna, als Franz Boubenicek 1988 als frischgebackener Elektriker seinen Zivildienst in St. Pius antrat: „Als ich anfing, hieß jeder zweite Franz - so bin ich bei den Bewohner*innen und Kolleg*innen einfach der Bobi geworden.“ Ein Spitzname, der bis heute hält. Anders als heute, war Franz Boubenicek damals auf sich alleine gestellt und hat mit den Bewohnern - damals nur Männer - viel unternommen. „Sie waren in meinem Alter und zeigten mir als Neuling schnell, wo es langgeht und ich nichts zum Anschaffen hatte. Anfangs stand für mich fest - nach acht Monaten bin ich weg. Sie haben mich echt auf die Probe gestellt, aber wir sind zusammengewachsen und ich entschloss mich, zu bleiben.“

Berufsbegleitend machte er eine Ausbildung zum Fachsozialbetreuer Behindertenbegleitung und nach drei Jahren in der Werkstatt in St. Pius wechselte er in das neue Wohnhaus Nummer 5, wo er in einer Wohngruppe acht Personen begleitete.

Der Sport hatte schon damals Priorität in St. Pius und schenkte Franz Boubenicek eine der prägendsten Begegnungen seines Lebens. Die ersten Special Olympics in Europa in Dublin standen vor der Tür. Ein Betreuer und zwei Bewohner von St Pius durften hin. Franz und seine zwei Kollegen entschieden, dass derjenige mitfahren durfte, der am besten einen Spagat konnte. Franz Boubenicek entpuppte sich als der Gelenkigste. Also reiste er 2001 auf die Grüne Insel, wo er auf Berühmtheiten der Weltgeschichte traf: „Wir waren in vorderster Reihe und auf Tuchfühlung mit Nelson Mandela und Muhamed Ali. Pierce Brosnan saß mir gegenüber. Arnold Schwarzenegger zog mit den österreichischen Sportler*innen ins Stadion ein. So etwas erlebst du sonst nicht so schnell in einem Job.“ Seither nehmen die Sportler*innen von St. Pius regelmäßig bei den Spielen teil. Boubenicek war vorwiegend im Stocksport tätig, wurde zum Trainer befördert und hielt die große Sportfamilie auf Trab. Zu seinen schönsten Erinnerungen gehören auch die Sonntage: „Alle putzten sich heraus und gingen in die Hauskapelle zur Messe. Danach gab es einen Frühschoppen. Es war ein großes einzigartiges Miteinander in unserem Dorf St. Pius.“

Boubenicek ist auch seit 25 Jahre beim Chor, 15 Jahre davon leitete er ihn. Der Chor war früher eine beliebte Gelegenheit, dass sich Männer und Frauen kennen lernten. Sie lebten ja damals noch getrennt. „Als die Trennung aufgehoben wurde, hat das Interesse am Singen stark abgenommen“, schmunzelt der 54-Jährige.

Warum er nach wie vor gerne zur Arbeit geht ist, weil der Zusammenhalt da ist im Team mit den Kolleg*innen und mit den Bewohner*innen. „Um gute Arbeit zu leisten muss man erkennen, wenn jemand Unterstützung braucht. Verständnis für die Schwächen haben, Humor und auch Wertschätzung mitbringen“, sagt der Fachsozialbetreuer Behindertenbegleitung. „Ich verdanke meiner Arbeit bei der Caritas die schönsten Momente und Freundschaften meines Lebens. Niemals hätte ich das woanders so erlebt.“

Verstärkung gesucht

Die Caritas sucht für die Betreuung, Pflege und Begleitung von Menschen mit Beeinträchtigung Mitarbeiter*innen im Bezirk Grieskirchen. Nähere Informationen bei Josef Ratzenböck unter 07276/2566 7514 oder www.caritas-ooe.at

Am Foto 149: Franz Boubenicek (Mitte) mit den beiden Bewohnern und St. Pius Urgesteinen Harald Weißengruber (li.) Hermann Nöhammer.

 

Am Foto 153 v. li.: Franz Boubenicek mit zwei Bewohnern der „alten Garde“, mit denen er 30 gemeinsame Jahre erlebt hat: Harald Weißengruber und und Hermann Nöhammer.