Dringender Wohnbedarf

Alleinerziehende und ihre Kinder zählen zu den besonders armutsgefährdeten Bevölkerungsgruppen und haben überdurchschnittlich hohe Wohnkosten. Freilich gibt es bereits erste wichtige Schritte seitens der Stadt Wien und vielversprechende Ansätze in der Planung. Ein-Eltern-Familien, die sich in prekären Lebenslagen an die Caritas Wien wenden, werden damit aber noch kaum erreicht. Die Autor*innen der Teams Bauträgerkooperationen und dem Mutter-Kind-Haus Immanuel der Caritas Wien haben mit Alleinerziehenden und Expert*innen gesprochen. Das gesammelte Wissen sowie daraus resultierende Empfehlungen sind in der Studie „Dringender Wohnbedarf. Alleinerziehende auf Wohnungssuche. Ausgangslagen, Hürden und Lösungsansätze aus der Sicht der Caritas Wien“ zusammengefasst, die im Auftrag der IBA_Wien durchgeführt wurde. 

Wohnungen für Ein-Eltern-Familien in Wien
Schon lange arbeiten die Teams der Stadtteilarbeit und des Mutter-Kind-Hauses Immanuel sowie von Muki-mobil der Caritas Wien inhaltlich zusammen: Das gemeinsame Ziel ist es, leistbaren Wohnraum mit attraktivem Grundriss für Ein-Eltern-Familien in Wien zu finden bzw. dessen Entstehung anzuregen. Die Stadt Wien hat 2020 die Kategorie „Alleinerziehende“ als begründeten Wohnbedarf bei der Vergabe von geförderten Wohnungen eingeführt – ein erster wichtiger Schritt. Auch werden zunehmend explizit Wohnungen für Ein-Eltern-Familien geplant und errichtet. Drei Beispiele haben die Autor*innen in der Studie näher beleuchtet: Den „Lebenscampus“ in der Wolfganggasse, das Projekt LEO.part in Neu Leopoldau sowie das Projekt „Cumberlandstraße“.

Ausgangslagen und Hürden
Es braucht aber noch mehr Perspektiven auf die Fragestellung sowie eine inklusivere gesellschaftspolitische Haltung, die es allen ermöglicht, Optionen bei der Wohnungswahl zu haben, auch das macht die Studie deutlich. Viele Menschen, die sich an die Caritas Wien wenden, können die Voraussetzungen für geförderte Wohnungen nicht erfüllen. Zudem stellen die – manchmal recht hohen – Transaktionskosten wie Eigenmittelzahlungen oder eine neue Küche nicht zu überwindende Hürden dar. Es braucht jedenfalls weitere (politische) Maßnahmen und ein noch intensiver unterstützendes Gemeinwesen.

Lösungsansätze
Manches hat sich seit der Veröffentlichung der Studie bereits verbessert, wie etwa die Valorisierung von Sozialleistungen. Einige Herausforderungen sind aber größer geworden, allen voran die gestiegenen Lebenshaltungskosten. Der Erfahrungsschatz, den die Autor*innen bei Betroffenen und weiteren Expert*innen - Planer*innen, Vertreter*innen von Bauträgern, Caritas-Kolleg*innen und anderen Sozialexpert*innen gesammelt haben – bleibt weiterhin gesellschaftliche, politische und planerische Motivation und Anstoß für die Arbeit in Wohnbau und Gemeinwesen.

Grafik: © Leonhard Schilling/Caritas Stadtteilarbeit