Es geht um die Zukunft unserer Kinder

Gastkommentar von Direktor Franz Kehrer, MAS; erschienen in den OÖ Nachrichten am 3. September 2021

Vielerorts ist von Fachkräftemangel zu lesen und zu hören – in einem Bereich allerdings stößt er derzeit noch völlig auf taube Ohren – mit schwerwiegenden Folgen für die Zukunftschancen unserer Kinder: Den oö. Kindergärten gehen zunehmend die Fachkräfte aus. In einigen der 1059 Gruppen der 350 kirchlichen Kinderbildungs- und Betreuungseinrichtungen muss im September ohne ausgebildete Elementarpädagog*innen gestartet werden. Auf die Gründe weisen die Träger der kirchlichen Einrichtungen – Pfarrcaritas und Caritas - ebenso wie andere Organisationen schon seit längerer Zeit die verantwortlichen Politiker*innen hin: Immer höhere Anforderungen bei einer zu hohen Anzahl von Kindern in einer Gruppe – diese gesetzlich vorgegebenen Rahmenbedingungen schrecken viele davon ab, den Beruf zu ergreifen, andere steigen bald wieder aus. Zu wenig Zeit für die Kinder bedeutet auch, dass keine entsprechende individuelle Förderung gewährleistet werden kann.

Die Alarmglocken schrillen also bereits, denn es gilt nicht nur das Angebot auszubauen, sondern auch gute Bedingungen für beide zu schaffen: für Kinder und Pädagog*innen. Die Kinderbildungs- und Betreuungseinrichtungen sind die 1. Station auf der Bildungsreise in eine gute Zukunft für unsere Kinder. Wie wichtig diese Station als Voraussetzung für bessere Chancen auf dem weiteren Bildungsweg und im Leben ist, bestätigen viele Studien, wie zuletzt auch jene der Julius Raab Stiftung gemeinsam mit EcoAustria. Von einer qualitätvollen frühkindlichen Bildung profitieren besonders Kinder aus sozial benachteiligten Familien, heißt es darin. Sie haben später ein höheres Bildungsniveau und höheres Einkommen.

Frühkindliche Bildung ist damit auch ein wirksames Mittel, um zu verhindern, dass Armut in unserer Gesellschaft weiter vererbt wird, wie es derzeit der Fall ist. Die Studienautoren kritisieren auch die erheblichen Unterschiede innerhalb Österreichs bei den Gruppengrößen, Betreuungsschlüsseln und Betreuungsquoten sowie Elternbeiträgen, und fordern eine bundesweite frühkindliche Bildungsoffensive – in Hinblick auf das Angebot und auf die Qualität.

Eine gute Qualität in der frühkindlichen Bildung zu schaffen, ist also für die Politik ein wichtiger Hebel, um die Zukunft unserer Gesellschaft positiv zu gestalten. Lösungsvorschläge liegen auf dem Tisch. Jetzt gilt es, die Weichen für eine Attraktivierungs-Offensive der Betreuungseinrichtungen und damit auch des Berufes zu stellen. Sonst landet die frühe Bildung auf dem Abstellgleis. Der Zug hin zu besseren Zukunftschancen unserer Kinder ist dann abgefahren.